In der Diaspora lernen - Wallfahrt ins Bistum Erfurt
Bei unserer Pilgerfahrt nach Thüringen haben wir nicht nur erfahren, mit welch großen Herausforderungen die Christen in der Diaspora konfrontiert sind, wir durften auch von vielen Neuaufbrüchen erfahren und durften erleben, wie äußere Schwierigkeiten die Gläubigen zusammenschweißen und wie der Glaube dabei hilft, auch in den schwierigen Zeiten des Sozialismus durchzuhalten ohne sich verbiegen zu lassen.
Wir starteten mit unserer Pilgergruppe am 11. September diesen Jahres in Donaustauf Richtung Thüringen, um das Leben und auch Geschichte und Kultur im Bistum Erfurt kennenzulernen.
Im Kloster Banz feierten wir die Heilige Messe mit Predigt, in der Pfarrer Renner die Vergebung und Feindesliebe in den Mittelpunkt stellte. Vergebung macht frei. Unversöhntheit macht krank.
Gegen Mittag erreichten wir die Wartburg bei Eisenach. Bei der Führung durch den mittelalterlichen Palast waren wir sehr überrascht, dass einige der Räume im 19. Jahrhundert sehr anspruchsvoll mit Mosaiken, Wandmalereien und Kunstwerken ausgeschmückt wurden.
Die Darstellung des Lebens und Wirkens der heiligen Elisabeth in zahlreichen wunderbare Mosaiken beeindruckte uns zutiefst. Der reichlich geschmückte Festsaal im Obergeschoss wird unter anderem für Konzerte genutzt. Die Abiturienten der Eisenacher Gymnasien bekommen hier ihr Reifezeugnis ausgehändigt.
Zum Abschluss konnten wir noch einen Blick in die Kammer werfen, in der Luther im Jahr 1522 das Neue Testament übersetzt hat.
Am Nachmittag durften wir eine Führung durch Eisenach genießen. Mit großer Freude und mit viel Herz macht uns die Führerin mit dem Leben des jungen Johann Sebastian Bach in Erfurt vertraut.
Wir waren auch erfreut über den Zustand der Innenstadt. Alle Häuser liebevoll restauriert. Die Führerin ging auch auf die Zeit der DDR-Diktatur ein. Eisenach ist ja nur neun Kilometer von der ehemaligen innerdeutschen Grenze entfernt. In einem Fünf-Kilometer-Streifen entlang des Todesstreifens waren die Bewohner starken Einschränkungen ihrer Bewegungsfreiheit unterworfen. „Was macht das mit den Menschen?“ war die nachdenkliche Frage unserer Führerin.
Von Eisenach fuhren wir nach Bad Langensalza in unser Hotel, in dem wir an allen Tagen übernachteten. Auch Bad Langensalza überzeugte durch eine liebevoll restaurierte Innenstadt und schöne Parkanlagen. Wohl niemand hatte vermutet, in den Parkanlagen und auf den Plätzen der Stadt große Palmen zu finden.
Den nächsten Tag verbrachten wir in Erfurt. Vom Domplatz aus stiegen wir über die große Freitreppe zum Dom und zur Severikirche hinauf.
In der Krypta des Doms feierten wir die Heilige Messe, in der Pfarrer Renner in seiner Predigt in Erinnerung rief, dass in Europa das Christentum die Grundlage für unser Zusammenleben in Freiheit ist. Daran gilt es festzuhalten. Er sprach auch über die Macht des Rosenkranzgebets, welches zum Beispiel bei der Belagerung Wiens (1683) und der Seeschlacht bei Lepanto (1571) nicht nur zum Erhalt des Christentums in Europa geführt hat, sondern auch die Grundwerte unseres Abendlandes gesichert hat. Pfarrer Renner sprach uns Mut zu, den christlichen Glauben auch öffentlich zu bekennen und zum Beispiel auch im Restaurant vor dem Essen zu beten und das Kreuzzeichen zu machen.
Anschließend gab uns der Subregenz Egon Bierschenk, der stellvertretende Leiter des Erfurter Priesterseminars, einen Überblick über die Kirche im Bistum Erfurt:
Mehrheitlich leben auf dem Gebiet des Bistums Ungetaufte, Atheisten und evangelische Christen. Die 131 000 Katholiken leben in 33 Pfarreien. Es gibt viele Pfarreien, die so groß sind wie ein Landkreis und die die Bezeichnung „Pfarrort“ tragen. Anders ist es im Eichsfeld, in der Nord-West-Ecke des Bistums, wo die Pfarreien noch eine „normale Größe haben. Die Menschen im Eichsfeld haben auch in Zeiten des Sozialismus aus Überzeugung am Glauben festgehalten und daraus Kraft geschöpft.
Während in der Zeit der DDR der Kirchenbesuch etwa 20-25% betrug, ist er inzwischen auch hier zurückgegangen. Er liegt aber prozentual (12 % Bistum Erfurt) höher als im Westen.
Auffallend ist, dass es vielerorts Aufbrüche gibt. Es kommen wieder mehr junge Menschen in die Kirche und neue Angebote, wie eine Andacht am Heiligabend, werden gern angenommen. Bemerkenswert ist auch, dass viele ausländische Christen, z. Bsp. Studenten und Pflegekräfte, Gebetsgruppen bilden und am Glaubensleben in den Pfarreien teilnehmen. Insgesamt ist bei den Menschen zunehmend eine Suche zu beobachten.
In der anschließenden Stadtführung wurden wir zu Beginn darauf hingewiesen, dass direkt neben dem Domplatz die ehemalige Stasi-Zentrale und das Stasi-Untersuchungsgefängnis waren.
Beim Rundgang durch die Altstadt schilderte uns der Führer, wie Erfurt im Hochmittelalter zu einer sehr bedeutenden Stadt aufblühte und in der frühen Neuzeit mehr und mehr an Bedeutung verlor. Nach der Führung stärkten sich viele von uns mit einer original thüringischen Bratwurst; anschließend trennte sich die Gruppe.
Ein Teil nutzte die Gelegenheit, um die Gartenstellung am Rand der Stadt zu besuchen. Andere besichtigten weiter die Altstadt. Wieder andere nutzten die Möglichkeit, sich in einer Ausstellung im ehemaligen Stasi-Untersuchungsgefängnis über die Zustände während der DDR-Diktatur zu informieren.
Am nächsten Tag fuhren wir zunächst in die Herz-Jesu-Kirche von Weimar. Der dortige Pfarrer empfing uns mit großem Wohlwollen und berichtete kurz von der Arbeit in seiner Pfarrei.
Das Gebiet, für das er zuständig ist, nennt sich „Pfarrort Weimar“. Es ist etwa in Nord-Süd-Richtung 60 km groß, in Ost-West-Richtung 25 km. Man kann sich nur schwer vorstellen, wie ein Pfarrer in diesem großen Gebiet alle Katholiken betreuen kann.
In seiner Predigt hob Diakon Walter Karger die Bedeutung des Herzen Jesu und des Unbefleckten Herzens Mariens für unser Leben hervor. Dort, wo wir uns bemühen, dem Vorbild Jesu und seiner Mutter zu folgen, wird unser Leben fruchtbar. Wenn wir herzlos sind, kommt es zu unmenschlichem Verhalten und zur Gewaltherrschaft. Die nahe gelegene Gedenkstätte Buchenwald auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers sollte uns ein warnendes Beispiel für Herzlosigkeit sein.
In der Kirche befindet sich auch ein Gedenkstein für den seligen Pfarrer Otto Neuruhrer, der sein Herz für die Menschen bewahrt hat und dafür im KZ Buchenwald zu Tode gequält wurde.
In der anschließenden Führung durch Weimar wurden uns Gebäude und Plätze vorgestellt, wo die deutsche Kultur und Geschichte maßgeblich geprägt wurde. Es seien nur einige Stichworte genannt. Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Bauhaus, Goethe, Schiller, Johann Sebastian Bach, Weimarer Verfassung.
Am frühen Nachmittag verließen wir die Stadt Weimar und auch das Bistum Erfurt in Richtung Naumburg im Bistum Magdeburg, um dort den evangelischen Dom St. Peter und Paul, zu besichtigen.
Der Naumburger Dom zählt zu den berühmtesten deutschen Bauwerken des Mittelalters. Er ist eines der bedeutendsten Beispiele der Baukunst der späten Romantik und der frühen Gotik. Der Dom ist das viertürmige Wahrzeichen der Stadt Naumburg. Weltbekannt wurde der Dom durch seine Ausstattung, insbesondere die um 1250 geschaffenen Werke eines Naumburger Meisters, die Stifterstandbilder, die Kreuzigungsgruppe und die beiden Lettner mit Reliefs der Passion Christi. Die Geschichte des Doms ist mit den ersten Jahrhunderten der Entwicklung der Stadt sehr eng verknüpft.
Seine Berühmtheit erlangte der Naumburger Dom auch durch den Westchor, welcher das großartigste Werk der frühen Gotik in Sachsen und Thüringen ist. Der Dom ist nicht mehr im Besitz der Kirche. Er wird aber für verschiedenste Messen und christliche Feiern genutzt. Um den Erhalt des Doms kümmern sich verschiedene Stiftungen.
Am Sonntag fuhren wir ins Eichsfeld, eine katholische Enklave, wo die Menschen inmitten kommunistischer Drangsal den katholischen Glauben hoch hielten und auch heute noch Kraft aus dem Glauben schöpfen. Im September 2011 besuchte Papst Benedikt XVI. die Gläubigen im Eichsfeld und betete in der Wallfahrtskirche Etzelsbach. Er wollte damit ein Zeichen setzen und seine Dankbarkeit zeigen für den tiefen und unerschrockene Glauben der Menschen im Eichsfeld während der Zeit des Sozialismus.
Viermal im Jahr wird in Etzelsbach ein großer Wallfahrtsgottesdienst gefeiert, zu dem viele hundert Gläubige aus dem ganzen Land herbeiströmen. Unsere Reisegruppe durfte dabei sein, als die Gläubigen zusammen mit acht Priestern das Fest Mariä Geburt nachfeierten. Wenn man sich mit dem katholischen Glauben im Eichsfeld beschäftigt, erkennt man, dass die Menschen hier zutiefst durch ihren Glauben und ihr Vertrauen auf Gott und die Gottesmutter geprägt sind.
Auch in der Zeit des Sozialismus standen die Gläubigen zu ihrem Glauben und ließen sich nicht zu allen „Errungenschaften“ des Sozialismus hinreißen. Der Glaube gab ihnen die Kraft, zu den tradierten, christlichen Werten zu stehen und sich gegen viele Einmischungen des Sozialismus in ihr Leben zu wehren.
Nach dem Gottesdienst fuhren wir nach Heiligenstadt. Dort feierte man gerade ein Stadtfest und wir hatten keine Mühe, für das leibliche Wohl zu sorgen. Die Heimfahrt nach Donaustauf dauerte wegen zwei Unfällen auf der Autobahn acht Stunden. So hatte jeder für sich persönlich Zeit, das Gesehene und Erlebte noch einmal zu überdenken.
Bei unserer Pilgerfahrt nach Thüringen haben wir nicht nur erfahren, mit welchen großen Herausforderungen die Christen in der Diaspora konfrontiert sind, wir durften auch von vielen Neuaufbrüchen erfahren und erlebten, dass auch unter schwierigen Bedingungen Kraft aus dem Glauben geschöpft werden kann.
Für uns Christen, die wir ja hier in Bayern alle noch eine Volkskirche erleben durften, war die Fahrt in die Diaspora des Bistums Erfurt wie ein Blick in die Zukunft. Während wir hier in Bayern trotz der Zusammenlegung einiger Pfarreien noch die Gelegenheit haben, nahezu täglich im näheren Umkreis die Möglichkeit zum Gottesdienstbesuch zu finden, ist dies ist im Bistum Erfurt nicht mehr möglich. Es ist aber zu beobachten, dass die, die weiterhin zu Christus stehen, Wege finden, um sich zu treffen und gemeinsam zu beten. Der Glaube findet im Bistum Erfurt in vielen kleinen Gruppen statt. In Gruppen, die den Lobpreis pflegen, die eucharistische Anbetung, die nächtliche Anbetung. Auch die Fatima-Nationalmadonna, die im Jahr 2022 zum ersten Mal in der Diözese Erfurt war - im Dom, im Priesterseminar und in Etzelsbach -, und die gerade wieder im Bistum Erfurt unterwegs war, hat an diesen Aufbrüchen sicher einen großen Anteil. Es gibt diese Gebetsgruppen. Wer auf der Suche ist, muss sich nur auf den Weg machen.

Übersicht
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Juli 2025
- Erweiterte Bildergalerie zur Primiz von Florian Illek Mi. 30.07.25
- Bilder zur Primiz am 06.07.25 Mo. 14.07.25
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Mai 2025
- Frauenbundmitglieder machen Diözesanwallfahrt auf den Eichlberg Sa. 31.05.25
- Primiz in Donaustauf Mo. 12.05.25